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Winter 1894 - "Stieggeld" für Schlittschuhläufer.

Immer wieder zu Weihnachten stellt sich manch einer die Frage: „Wird es dieses Jahr eine ‚weiße Weihnacht‘ geben?“. Trotz aller Wettersatelliten und vielen wissenschaftlichen Hilfsmitteln ist eine Wettervorhersage auch heute noch für einen längeren Zeitraum nicht zuverlässig möglich. Bei allem, was in den Medien zu Beginn der Adventszeit zu lesen ist, handelt es sich um Kaffeesatzleserei, die aber meist eine gute Schlagzeile und damit Aufmerksamkeit verspricht.

Da hatten es unsere Großeltern bei Wettervorhersagen weit schwerer. Zwar konnten sie gewisse Wetterzeichen besser „lesen“ als heutzutage, aber langfristige Vorhersagen wie z.B. aus dem „Hundertjährigen Kalender“ halfen nicht wirklich.

Wie sah es wettermäßig vor 125 Jahren in unserer Region aus? Gerade zu den Weihnachtstagen herrschte sehr ungemütliches Wetter. Ein stürmischer Wind mit Regen aus südwestlicher Richtung, der auf West und Nordwest drehte und an Stärke zunahm, sorgte gegen Abend für eine Sturmflut. Durch das Hochwasser stieg der Pegel bald auf bis zu 2,70 m über Null. Das bekamen vor allem die Bewohner der niedrig gelegenen Stadtteile von Leer zu spüren, wo viele Keller unter Wasser standen.

Aber auch das Overledingerland blieb nicht verschont. Das Leerer Anzeigeblatt vom 30.Dezember 1894 berichtete: „Rhaudermoor, 28.Dezember. Wegen des vielen Regens und der hohen Fluthen im Rhauderfehnkanal in den letzten Tagen vor Weihnachten war das Wasser hier und in den Nachbarorten außerordentlich hoch gestiegen. Die Kirchgänger mußten am Sonntagmorgen auf halbem Wege wieder umkehren, da der Rhauder Weg stellenweise fußhoch mit Wasser überlaufen war. In der Feldmark Holtermoor floß das Wasser am Vormittag desselben Tages zu beiden Seiten an verschiedenen Stellen über den Deich. An einer Stelle, nach der Holtermoorer Seite hin, durchbrach dasselbe sogar den Deich; welcher zugleich Fahrweg ist. Ein Loch von etwa 15 Fuß Breite entstand dadurch im Deich, durch welches das Wasser mit Macht in das Land hineinströmte. Mit vieler Mühe versuchten die Anwohner das Loch wieder zu dichten.“

Nach dieser Unwetterphase dauerte es nicht lange, bis die Temperaturen stark sanken. Anfang Februar waren Leda und Ems mit einer festen Eisdecke versehen, so dass das Flussbett von einem Ufer zu anderen Ufer zu Fuß passiert werden konnte. Durch Schneefall war die Schneedecke etwa 20 cm hoch. Damaligen Zeitungsberichten ist zu entnehmen, dass hier und da Eisbahnen freigefegt wurden, auf denen eifrig Schlittschuh gelaufen wurde. Dies rief scheinbar einen übereifrigen auswärtigen Zollbeamten auf den Plan, der eine Gebühr für diese Leute erheben wollte. Am 16.Februar 1895 ließ die damalige königliche Zollbehörde laut Leerer Anzeigeblatt verkünden, dass die Schlittschuhläufer, welche die Fluss-Eisbahnen betreten oder verlassen, kein Ersatzfährgeld oder „Stieggeld“ zu zahlen hätten.

Nach wochenlanger strenger Kälte stiegen die Temperaturen in der zweiten Februarhälfte langsam wieder an, so dass sich bald die ersten Frühlingsboten zeigten.

Von Frank Groeneveld

 

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Veröffentlichung

Fr, 01. Januar 2021

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