Skandinavisches Holz für Fehntjer Bauherren
Wer früher vom sogenannten „Kreisel“ im Zentrum Westrhauderfehns die Rajenwieke entlangfuhr, kam nach wenigen Metern an mehreren prägenden Gebäuden vorbei. Dies waren die Baustoffhandlung Graepel, das Kontor mit dem Wohnhaus von Hartwig Graepel und die schöne Jugendstilvilla, welche sich Conrad Philipp Graepel, Inhaber des Kaufhauses „C.A.I. Hagius Sohn“, 1902 als Alterssitz bauen ließ. Während die Villa Graepel heute noch existiert und das Fehn- und Schifffahrtsmuseum Westrhauderfehn mit Touristikbüro beherbergt, ist von der Baustoffhandlung seit 1990 nichts mehr zu sehen. Hier befindet sich heute die Zufahrt zu einem Einkaufszentrum.
Der Mann, der viele Jahre lang die Geschicke der Holzhandlung an diesem Standort in seinen Händen hielt, war Hartwig Graepel. Sein Geburtstag jährt sich in Kürze zum 150.Mal. Geboren wurde er am 29.Juni 1871 als Sohn des Kaufmanns Conrad Philipp Graepel und dessen Ehefrau Frauke geb. Hagius. Laut Günther Graepel, der sich ausführlich mit der Geschichte seiner Familie beschäftigt hat, verlebte sein Onkel
Zwei seegängige Tjalken haben in den 1920er Jahre vor Graepels Holzhandlung in Westrhauderfehn-Rajen festgemacht, um die angelieferten Hölzer zu entladen. Von den abgebildeten Gebäuden existiert heute noch die ehemalige „Villa Graepel“, welche hinten rechts zu sehen ist. Hier befindet sich das Fehn- und Schifffahrtsmuseum mit dem Touristikbüro.
(Foto überlassen vom Verein Overledinger Geschichte e.V.)
Hartwig Graepel seine Jugendjahre in Westrhauderfehn. Zu Zeiten des bekannten Pädagogen Hinrich Janssen Sundermann, besuchte er die Volksschule am Untenende. Anschließend absolvierte er das Ulrich-Gymnasium in Norden und ergriff danach - der Familientradition entsprechend - den Kaufmannsberuf. Nach seiner Lehre bei einem großen Holzimporthaus in Bremen rief ihn die kaiserliche Armee.
Am 1.Januar 1902 setzte sich Conrad Philip Graepel zu Ruhe. Die bestehende Holzabteilung von der Firma Hagius Sohn wurde nun als selbständiges Unternehmen abgetrennt und in die Hände von Hartwig Graepel gegeben.
Hartwig Graepel war ein Kaufmann von altem Schrot und Korn. Gerne und oft erzählte er von der guten alten Zeit, als er noch Schiffsladungen Holz direkt aus Norwegen bezog. Das Bauholz wurde nach Leer transportiert und dort in Fehntjer Schiffe umgeschlagen. Da bis in die 1930er Jahre hinein nahezu alle von den Fehntjern benötigten Baumaterialien mit Schiffen herangefahren wurden, herrschte bei den Hallen der Holzhandlung am Rajenkanal oftmals emsiges Treiben. In der damaligen Zeit hielt Hartwig Graepel für das Unternehmen vier bis fünf Pferde für den Weitertransport. Langjährige Mitarbeiter seines Onkels waren laut Günther Graepel z.B. der Prokurist Hagedorn aus Ostrhauderfehn oder der Lagermeister Simmering.
Während der sogenannten „Polenzeit“ nach dem Ende des 2.Weltkrieges 1945 musste Hartwig Graepel seine Wohnung am Rajen räumen und zog zu seinem Bruders Conrad ins Haus Untenende 24.
Hartwig Graepel führte ab dem 1.Janauar 1902 die Holzhandlung seines Vaters als eigenständiges Unternehmen.
(Foto überlassen von Günther Graepel).
Inserat aus dem General-Anzeiger vom 20.06.1942
1950 übertrug Hartwig Graepel die Holzhandlung mit dem Wohnhaus an seine Nichte Margarethe und ihren Mann Alfred Boner, welcher das Geschäft weiterführte.
An seinem 80.Geburtstag am 29.06.1951 verstarb der Holzkaufmann Hartwig Graepel, der nicht zuletzt wegen seines allzeit freundlichen und humorvollen Wesens überall geschätzt wurde.
In den folgenden Jahren erfolgte eine Umstrukturierung des Sortiments, und es entstand dadurch ein neuer Handwerksbetrieb für Fußbodenbelege (Estrich und Parkett). 1982 wurde die Firma aufgegeben und das Grundstück mit dem Wohnhaus und der Lagerhalle an einen Investor verkauft.
Von Frank Groeneveld
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