Flachsmeerer hießen 1894 neuen Dorfschullehrer willkommen
Vor hundert Jahren war es im Overledingerland allgemeiner Brauch, die für ein Dorf in der Öffentlichkeit stehenden Personen, wie z.B. Pastoren und Lehrer bei Amtsantritt an der Gemeindegrenze würdig zu empfangen und bis zu ihrem neuen Domizil zu geleiten. Dieses „Einholen“ war ein wichtiges Ereignis, an dem das ganze Bevölkerung teilnahm.
Von solch einer Zeremonie wurde im Leerer Anzeigeblatt (LA) vom 21.Oktober 1894 folgendes berichtet: "Flachsmeer, 18.Oktober: Heute war es uns vergönnt, unsern neuen Lehrer Treumann aus Strackholt festlich einzuholen. Wir wissen es hier, was es heißt, ohne Lehrer zu sein; denn wir haben, was wohl sonst noch selten oder gar nicht mehr in Ostfriesland vorgekommen ist, über ein Jahr warten müssen, um wieder einen Lehrer zu erhalten. In dieser Zwischenzeit versahen den Unterricht die Lehrer Olthoff und Soeken aus Steenfelde, sowie Bruns aus Steenfelderfehn."
Über den o.g. Lehrer Treumann war fünf Monate vor dieser Einholung am 17.Mai 1894 im LA zu lesen: "Aurich, 15.Mai. Bei der in der Vorwoche hierselbst abgehaltenen zweiten Lehrerprüfung haben Nachgenannte durch Bestehen derselben die Qualifikation zur definitiven Anstellung im Volksschuldienste erworben: Jürgens, Glansdorf bei Collinghorst, Treumann zu Strackholt. Die mündliche Prüfung, unter dem Vorsitz des Geheimraths Wendlandt aus Hannover, nahm am 8.d.M. ihren Anfang, während die schriftlichen Arbeiten bereits einige Tage vorher begonnen hatten. Den abgehaltenen Lehrproben wohnte Schulrath Pfähler als Kommissar der hiesigen Regierung bei."
Fünf Jahre lang wirkte Lehrer Treumann an der Schule in Flachsmeer. Am 30.November 1899 erfuhren die Leser des LA folgendes: „Nur noch einige Wochen und dann wird unser lieber allverehrter Lehrer Herr Treumann von uns Abschied nehmen, um seine neue Stellung in Eppendorf in Westfalen anzutreten.“
Als letzte Nachricht zu Lehrer Treumann erschien im LA am 30.Dezember 1899: „Flachsmeer. Für Lehrer Treumann wurde der zweite Lehrer in Steenfelde, Herr Rosenberg, wiewohl derselbe sich nicht gemeldet hatte, einstimmig zum Lehrer unserer Gemeinde gewählt. Der Genannte hat die Wahl angenommen.“
Von Frank Groeneveld
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