Frühjahrsputz war früher unverzichtbar.

Beim „Schummeln“ standen die Männer im Weg

Wenn die Tage wieder länger werden, wenn die Frühlingssonne an Kraft gewinnt und in die Wohnung scheint, dann wird vielen Leuten bewusst, dass der jährliche Frühjahrsputz ansteht. Dann meinten die Ostfriesen früher „Dat Schummeln is för mennig Frauminsk dat grootste Vermaak“.

Ob der Hausputz früher wirklich so eine freudige Zeit war, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall kam bei wärmeren Temperaturen ab April in vielen Haushalten das Bedürfnis auf, im Haus alle Ecken und Winkel zu „schummeln“, also sauber zu machen. Dies war notwendig, weil sich durch die früher typischen mit Kohle oder Torf befeuerten Öfen über den Winter immer jede Menge Staub und Asche in den Räumen angesammelt hatte.

Traute Meyer aus Holte (Jahrgang 1936) erinnert sich: „Wi fungen boven ganz in’t Spitzbön an, um dann een Kamer na‘t anner schoon to maken“. Meist wurde mit dem Schlafzimmer begonnen. Die Betten wurden abgezogen. Ebenso wie Kissen und Laken hing man auch die Oberbetten in der frischen Luft an der Wäscheleine auf, damit die Bettfedern in der Sonne gut durchtrockneten.

Hertha Koch (Jahrgang 1936) weiß zu berichten, dass vor dem 2.Weltkrieg in ihrem Elternhaus in Idafehn auf dem Lattenrost noch Strohsäcke lagen. Diese Strohsäcke wurden im Rahmen des Frühjahrsputzes mit neuem Stroh gefüllt. Hieran kann sich auch Thea Hartmann (Jahrgang 1943) aus Ramsloh-West erinnern.

Das ganze Haus wurde "unnersteboven" gestellt, so Traute Meyer. Alle Möbelstücke wurden ausgeräumt, ausgewischt und verrückt, um in allen Ecken gründlich zu wischen und abzustauben. Auch die Leetkanten (= frei stehende Betten) wurden nach draußen gebracht. Aus dem Kleiderschrank nahm man alle Kleidungsstücke heraus. Auch sie kamen bei Sonnenschein mit dem Bügel auf die Wäscheleine zum durchlüften. Auch die Teppiche wurden über die Wäscheleine gehängt. Mit einem Teppichklopfer wurde dann der Schmutz ausgeklopft.

Wenn der ganze Hausstand, welcher früher nicht so umfangreich wie heute war, draußen neben dem Haus stand, konnte im Innern des Hauses richtig geputzt werden konnte. Dazu kam z.B. Soda ins Putzwasser, mit dem die Fenster innen und außen gereinigt wurden. Natürlich wurden auch die Gardienen gewaschen. Der Holzfußboden, so Hertha Koch, wurde immer gebohnert.

 

Das Großreinemachen dauerte mehrere Tage. Meist war es eine gemeinschaftliche Arbeit zu der ein oder zwei weitere Frauen aus der Verwandtschaft oder der Nachbarschaft zur Unterstützung dazukamen, so Thea Hartmann.

 

War das Haus gründlich gesäubert, wurde die Winterkleidung in die Truhen und Schränke im Dachgeschoss verstaut. Manchmal kamen hierbei Mottenkugeln zum Einsatz.

 

Der Hausputz war fest in Frauenhand. Viele Männer arbeiteten bereits wieder an Bord und standen den Frauen nicht im Weg. Für die anderen Männer waren diese Tage meist äußerst ungemütlich. Hierzu hieß es früher auch „dat ewige Schummeln drifft mennig Man in’t Weertshuus“.

 

Aber am Ende fühlte man sich richtig wohl und das Frühjahr konnte kommen.

Von Frank Groeneveld.

 

Zum Foto: Im Frühjahr 1934 wurde auch bei Familie Noormann im Ostrhauderfehner Untenende fleißig „geschmummelt“. Wie üblich wurde der ganze Hausstand beim Frühjahrsputz nach draußen gebracht und z.B. das Sofa mit einem Teppichklopfer gesäubert. (Repro: Groeneveld).